Die Familie der Kuckucke (Cuculidae) umfasst rund 130 Arten. Sie besiedeln weite Teile der Alten und Neuen
Welt. „Unser“ Kuckuck (Cuculus canorus) ist die einzige Art in Mitteleuropa. Nur in Spanien und vereinzelt
auch in anderen Mittelmeerregionen gibt es einen weiteren Verwandten, den auch äußerlich deutlich zu
unterscheidenden Häherkuckuck (Clamator glandarius). In Deutschland ist der etwa taubengroße Vogel also
unverwechselbar.
Name
Der markante Ruf des Kuckuck-Männchens war nicht nur im Deutschen und Englischen (Cuckoo) namensgebend.
Lautmalerisch ist auch sein lateinischer, also wissenschaftlicher Name Cuculus canorus.
Kennzeichen
Mit 34 Zentimeter Körpergröße ist der Kuckuck etwa so groß wie sein Vorgänger unter den Jahresvögeln, der
Turmfalke. Aber er ist ein eher scheuer Vogel, der die Nähe des Menschen meidet. Meist ist er im Flug zu
sehen. Dabei erinnert er ebenfalls ein wenig an einen Falken, doch sein Schwanz ist deutlich länger, sein
Flügelschlag auffallend flach. Gerne sitzt er weithin sichtbar auf einem Busch oder Zaunpfahl. Das Männchen
ist überwiegend schiefergrau. Seine quergebänderte Unterseite erinnert an einen Sperber. Die Weibchen sind
leicht rostfarben getönt. Ihre etwas schwächere Bänderung beginnt bereits an der Kehle. Besonders die
Weibchen kommen aber auch in einer selteneren, kräftig rostbraunen und auch oberseits gebänderten Variante
vor. Diese Abweichung ähnelt dem Jugendkleid, besitzt jedoch nicht dessen weißen Nackenfleck.
Lautäußerungen
Mit dem bekannten und weit zu hörenden Kuckucksruf markiert das Männchen sein Revier. Dabei sitzt es meist
hoch auf einem Baum, mit gestrecktem Körper, leicht gefächertem Schwanz und hängenden Flügeln. Vor allem im
Mai und Juni ist sein meist zweisilbiger Ruf zu hören, ein „gu-kuh“ in unterschiedlicher Tonhöhe, eine kleine
Terz abwärts, aber auch größere Tonintervalle werden gerufen. Die Männchen verfolgen die Weibchen oft mit
einem heiseren „hach hachhach“. Diese wiederum haben eine ganz andere Stimme, ein laut trällerndes „Kichern“.
Nahrung
Der Kuckuck ist ein Insektenfresser. Zu seiner Lieblingsspeise zählen Schmetterlingsraupen, aber auch
Heuschrecken, Käfer und Libellen. Solche Insekten werden meist von Sitzwarten aus gezielt angeflogen, Raupen
dagegen von Blättern und Zweigen aufgesammelt. Weibchen verzehren auch Singvogeleier.
Fortpflanzung
Männchen und Weibchen gehen keine längere Paarbindung ein. Nicht einmal eine kurzfristige Bindung, die länger
als einen Tag dauert, ist belegt. Die größte Besonderheit ist ihr Brutparasitismus: Nach genauer Beobachtung
verteilt das Weibchen seine Eier gezielt auf die Nester anderer Vögel. Diese Wirtsvögel sind viel kleiner
als der Kuckuck selber. Die Eiablage erfolgt in nur wenigen Sekunden, wobei in jedes Nest nur ein Ei gelegt
wird. Das Männchen lenkt dabei manchmal die Wirtsvögel ab.
Zwischen Ende April und Anfang Juli legt ein Weibchen neun bis zwölf, manchmal bis zu 25 Eier. Liegt ein
Kuckucksei im Nest, ist die Brut des Wirtsvogels verloren.Nach dem Schlüpfen schiebt der erst wenige Stunden
alte Jungkuckuck nacheinander sämtliche Eier und die bereits geschlüpften Stiefgeschwister über den Nestrand
und lässt sich alleine „bewirten“. Seine Nestlingszeit beträgt – abhängig vom Wirtsvogel – 19 bis 24 Tage.
In Europa sind mehr als 100 Vogelarten bekannt, die dem Kuckuck als Wirt dienen. Häufige Wirtsvögel sind der
Teichrohrsänger, der Wiesenpieper, der Neuntöter, der Hausrotschwanz, das Rotkehlchen, die Bachstelze und
sogar der winzige Zaunkönig.
Wanderungen
Kuckucke überwintern südlich des Äquators, nur ein kleinerer Teil auch in Westafrika. Damit zählen sie zu
den Langstreckenziehern unter den Zugvögeln. Alt- und Jungvögel verlassen uns ab Anfang August und kehren im
Normalfall in der zweiten Aprilhälfte zurück. Sie ziehen überwiegend nachts.
Lebensraum
Der Kuckuck lebt in allen Teilen Deutschlands von den Küstenmarschen bis zur alpinen Weide- und Waldlandschaft.
Flussniederungen mit einzelnen Sitzwarten sowie Moore und Heiden sind am dichtesten besiedelt. In ausgeräumten
Ackerlandschaften wird man ihn dagegen vergeblich suchen. Sein Vorkommen hängt regional auch von der Häufigkeit
geeigneter Wirtsvögel ab.
Verbreitung
Über ganz Europa verbreitet fehlt der Kuckuck nur auf Island und im äußersten Norden Russlands. Im Osten
reicht sein Verbreitungsgebiet von Kamtschatka über Japan bis nach Südostasien.
Bestand und Bestandsentwicklung
Genaue Bestandsangaben über größere Gebiete und längere Zeiträume gibt es kaum. Die Zahlen scheinen auch von
Jahr zu Jahr deutlich zu schwanken. In Europa wird der Bestand auf 4,2 bis 8,6 Millionen Brutpaare geschätzt.
Zwischen 51.000 und 97.000 Paare leben in Deutschland.
Nahezu alle Länder West- und Mitteleuropas melden seit längerem rückläufige Zahlen. In England verringerte
sich der Bestand in den letzten 30 Jahren um fast 60 Prozent. Auch in einigen Teilen Deutschlands ist der
Kuckuck seltener geworden. Lediglich im östlichen Europa scheint der Bestand noch stabil zu sein.
Gefährdung
Kuckucke sind unterschiedlichen Gefahren ausgesetzt. Geht die Zahl wichtiger Wirtsvogelarten zurück, wirkt
sich das auch auf den Kuckuck aus. Darüber hinaus spielt das Nahrungsangebot eine große Rolle, das sich vor
allem in der Agrarlandschaft verschlechtert hat. Schmetterlinge, Maikäfer und andere Großinsekten fallen der
landwirtschaftlichen Intensivierung durch den Einsatz von Insektiziden und Herbiziden zum Opfer.
Möglicherweise kommt es auch auf den Zugwegen und in Überwinterungsgebieten zu größeren Nahrungsverlusten,
zum Beispiel beim großflächigen Einsatz von Giften gegen Heuschreckenplagen. Gelegentlich wird dem Kuckuck
auch eine Verwechslung mit dem Sperber zum Verhängnis.
(Quelle: www.nabu.de)